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Seminar-Blog

In loser Reihenfolge wollen wir Einblicke nicht nur ins Seminar-Leben, sondern auch in andere Institutionen der Bildungslandschaft geben. Dabei werden unterschiedlichste Stimmen gehört und verschiedenste Standpunkte eingenommen.

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Nachdem wir die Rubrik "Neulich ..." im März mit einem Beitrag zur KI im Fach Wirtschaft begonnen hatten, folgt nun ein traditionelleres Thema - es geht ums Schreiben im Deutschunterricht:

Blog-Eintrag Nummer 4, 19.4.2024

Neulich in meinem Deutsch-Unterricht 
Ein Blogbeitrag von Kirsten Krebsbach

Zugegeben, anfangs war ich skeptisch und habe gezögert. Woche für Woche sieben Minuten meines ohnehin nur dreistündigen Deutschunterrichts in Klasse 9 aus der Hand geben?
Mittlerweile bin ich Überzeugungstäterin: Das sogenannte 7-Minuten-Schrei­ben, eine Idee von Tilman Rau[1], verwandelt selbst das wuseligste Klassenzimmer in einen Ort, an dem konzentrierte Stille herrscht und Schüler*innen sich schreibend auf die Suche begeben: auf die Suche nach eigenen Erlebnissen, Erinnerungen und Wahrnehmungen, aber auch auf die Suche nach eigenen Worten, einem passenden Satzbau, einem gewagten Vergleich.
Die Texte, die dabei entstehen, folgen keinen Vorgaben. Sie müssen nicht, dür­fen aber laut vorgetragen werden. Die einzige Regel, die gilt: Nach 7 Minuten ist Schluss!
Die Texte können auf dem Tablet notiert werden, doch ermutige ich die Schüler*in­nen, eine analoge Kladde nur für diese Texte anzulegen.
Manchmal lesen Schüler*innen im Anschluss ans Schreiben ihre Texte vor, häufiger geben sie zumindest Einblick in ihre Werkstatt. Neulich wählte ich z.B. im Leistungsfach Deutsch das Thema „Verschwundene Orte“ (Tilman Rau, Schreibidee Nr. 38):

„Gibt es einen Ort, der dir viel bedeutet hat,
den es aber nicht mehr gibt (zum Beispiel ein Haus, ein Café,
ein Waldstück, ein Reiseziel, ein Ladengeschäft …)?
 
Beschreibe eine typische Szene dort oder
eine spezielle, an die du dich gerne erinnerst.
Was an diesem Ort fehlt dir am meisten?“

Es entstanden Texte über einen Video-Verleih, den eine Schülerin in Kindheitstagen mit dem Großvater aufgesucht hat; über eine Eisdiele, in der es immer eine Extrakugel gab, und über einen kleinen Bauernstand am Rande eines Feldes, das mittlerweile einem Neubau gewichen ist – und mit ihm der Bauernstand. Die Nostalgie der vor mir sitzenden 17- oder 18-Jährigen angesichts dieser für immer verschwundenen Orte ihrer Kindheit war greifbar.
 
Am Ende des Schuljahres habe ich meinen Schüler*innen mindestens 35 mal 7 Minuten Zeit zum Schreiben geschenkt – gut investierte Zeit, denn die Schüler*innen erleben plötzlich ein „anderes“ Schreiben, das viel zu früh, nämlich nach genau 7 Minuten, abbricht und das sie spüren lässt, dass Schreiben etwas in ihnen auslösen kann: ein Nachdenken über sich selbst und die Freude am Erproben von Schreibformen. Es entstehen gewagte Texte, überraschende Texte, mutige Texte, kitschige Texte, Listentexte, fragwürdige Texte, k(l)eine Texte – ach, probieren Sie es mit Ihren Schüler*innen einfach selbst mal aus!

[1] Tilman Rau. 7-Minuten-Schreiben - Impulskarten für freies Schreiben im Deutschunterricht. 2023².


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